Georgien V – zum Abschied sagt man Nachvamdis

Die Stadt der warmen Quellen bringt auch andere Fahrradfahrer auf die Idee gut, günstig  und trocken zu überwintern.

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Fahrrad-Nomaden aller Länder vereinigt in Tbilisi. Frankreich, Türkei, Spanien, England, Indien, Deutschland und Malaysia. Später kommen noch Kanada, Wales, Japan, USA und Neuseeland dazu

Louis aus England lädt zu einer Radler-Party ein. Die Wohnung befindet sich im siebten Stockwerk eines abenteuerlichen Hauses. Kein Glas in den Treppenhaus-Fenstern und ein Lift, welcher unser Vertrauen nicht wecken kann. Doch die Alternative bedeutet sieben Treppen hoch laufen und das ist eine gute Entscheidungshilfe. Wir werfen 10 Tatri ein, was ungefähr vier Cent entspricht und der zweieinhalb-Personenaufzug rumpelt los.

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Das beste Curry meines fast vegetarischen Lebens brachte Yogesh mit. Danke für das Rezept

yogesh-curry – mit einem click kann man hier das Rezept nachlesen. Leider waren wir beim Fotografieren nicht schnell genug und haben kein besseres Food-Foto ergattert.

Derzeit befinden sich sechzehn Radler in Tbilisi und weitere fünf haben sich angekündigt – Japan, Neuseeland und Kanada. Auf unsere neugierigen Fragen nach dem Visa-Status der anderen, wird müde abgewunken. Visum ist das Wort, das nicht genannt werden darf. Jeder steht hier vor dem gleichen Problem der Beschaffung. Welche Fragen wie beantworten und viel entscheidender, welches Visum, wann und wo. Es ist taktisch-vorausschauendes Denken gefragt; man muss zum Schachspieler werden. Die Visa der verschiedenen Länder haben unterschiedliche Gültigkeitsdauer, in dieser Zeit kann man einreisen; verschieden davon ist die Aufenthaltsdauer, die Zeit welche man maximal im Land verweilen darf. So ziemlich alle sind genervt von dem Thema. Reisen könnte so einfach sein. Unsere Freunde aus Englisch-sprachigen Ländern müssen sich in Richtung Iran Einreise derzeit keinen Kopf zerbrechen; sie bekommen ohnehin kein Iran-Visum.

Übrigens ist das Iranische Konsulat in der Chavchavadze Street.Nr. 125 (nicht  Nr.80) und der Konsul für Visa-Angelegenheiten erst ab 10 Uhr zuständig (Öffnungszeiten im Internet 9:00). Bei unserem ersten Visa-Beschaffungsversuch, bekamen wir vom Konsul die Visitenkarte eines iranischen Reisebüros in Tbilisi, welches uns die sogenannte Einladungs-oder Referenznummer besorgen würde, ohne die wir keinen Visaantrag stellen könnten. Das empfohlene Reisebüro wollte pro Person 450 Dollar, Visum-Gebühr nicht inbegriffen! Wir lehnten spontan und dankend ab. Über das Internet haben wir Verbindung zu einer Agentur im Iran aufgenommen. Nach fünf Tagen bekamen wir unsere Nummer per E-Mail und nach einem zweiten Besuch beim Konsul  m i t  Einladungsnummer, konnten wir unsere beiden Iran-Visa nach zehn Tagen abholen. Kostenpunkt pro Visum 50 Dollar. Für die Referenznummer zahlen wir pro Person 60 Euro und zwar nachträglich in Bar, wenn wir die Stadt Shiraz im Iran und die dortige Agentur erreichen! Schnäppchen! Diese hervorragende Agentur, im Iran, hat auch eine „deutschsprechende“ Abteilung, namens Anja Matz: Homa Faran Travel Agency Iran 

Bei unserer Visa-Recherche sind wir über diese nette Empfehlung gestolpert

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So bitter, wie in Deutschland ist es hier nicht, aber in diesem Jahr kalt und verschneit, wie zuletzt vor achtzig Jahren. Toll, soviel zum Thema warm überwintern.

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Immer wieder fällt Schnee

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Auf dem Weg zum höchsten Punkt über Tbilisi, zum Vergnügungspark Mitsminda

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Der Schnee dämpft alle Stadtgeräusche. Es sind nicht unsere Fußspuren

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Im Sonnenlicht glitzern Fluß und Friedensbrücke

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Gegenüber der armenischen Kirche St.Georg, mit dem grünen Kirchturmdach, befindet sich unser Appartement

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Von der armenisch-apostolischen Kirche schallt gemäßigte Live-Rockmusik herüber. Pope und Ministranten klatschen im Rhythmus mit. Wir werden neugierig auf das Kirchen-Innere

Wunderbar bunt und heimelig ist die kleine Kirche innen gestaltet. Manche der Frauen tragen ihre Haare,  nicht wie üblich unter einem Schal versteckt, sondern offen.

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In der armenischen Kathedrale. Angenehm klein, warm und bunt

Eine letzte Auswahl an Fotos dieser wunderbaren Stadt, kann der interessierte Leser noch einmal genießen, bevor es bald wieder los geht und wir weiter ziehen.

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Der ehemalige Präsidentenpalast

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Jetziger Präsidentenpalast „James Bond Villa

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Kein Atomkraftwerk, sondern Präsidentensitz mit Hubschrauber-Landeplatz auf dem Dach

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Nachfolgend ein paar verschwommen, vergrößerte Details zur Orientierung: Sameba-Kathedrale, unvollendete Konzert-und Ausstellungshalle und Kartlis Deda „Mutter Georgiens“

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Kaum zu glauben, aber aus der Riesenrad-Gondel ist der Blick auf die Stadt noch gewaltiger

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Tbilisi

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Es heißt hier, jeder kennt das Riesen-Rad in Tbilisi, aber keiner hat einen Fahrradfahrer in der Stadt gesehen. Kein Wunder bei der georgischen Fahrweise

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Kein Platz für Fahrradfahrer

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Die unvollendete Konzert-und Ausstellungshalle

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Seilzugbahn zum Mitsminda Vergnügungspark

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Narikala  Festung

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Kartlis Deda – „Die Mutter Georgiens“

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Unter der Straße befinden sich die alten Stadtmauern

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Tbilisis Fußgängerzone

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Ein Baugerippe wird zum Kunstobjekt

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Wir bekommen Lust zum renovieren

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Sonnenplatz

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Vitamine tanken mit frisch gepresstem Granatapfel-Saft

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Ein Hospital-Besuch blieb zwischendurch nicht aus. Im Foyer spielt eine Pianistin live klassische Musik; gute Idee

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Ehemalige Karawanserei ist heute Feinschmecker Lokal und Historisches Museum

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Mit Axel aus Unterfranken verbringen wir einen supernetten, deutschsprachigen Abend. Dankeschön nochmal an dieser Stelle

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Vorspeise ist ein Pilzsalat wie gemalt

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Durch die Glasscheibe zur Küche sehen wir, wie die Köchin mit der Pinzette das Microgemüse auf den Teller stellt. Sicher von Joan Miro inspiriert

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Letzter Blick auf König Wachtang I Gorgassali

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In Georgien gibt es den Beruf des Tamada , professioneller „Trinksprücheklopfer“. Hier die Nachbildung einer antiken Statue

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Das Städtchen Rustavi bietet eine gemütliche Sitzbank – direkt auf dem Fahrradweg

Überall in Tbilisi finden wir aufwendige Werbung für den Rugby-Sport. An unserem letzten georgischen Sonntag soll das EM-Match Georgien gegen Deutschland statt finden. In Rustavi befindet sich das Rugby-Stadion – etwa 25 km entfernt. Zusammen mit einigen Bike-Freunden fahren wir zum Spiel. Bei dieser Gelegenheit lernen wir ein Fahrrad-Paar aus Frankfurt am Main kennen; beide Journalisten und in umgekehrter Richtung unterwegs. Schade, dass wir uns erst jetzt treffen.

Die England-Fraktion kennt die Rugby-Regeln; das Internet auch! Mit gesundem Halbwissen sind wir unterwegs zu unserem ersten Spiel. Es werden Wetten auf die Punktedifferenz abgeschlossen. Wir sind parteiisch und liegen mit 5 und 11 getippten Punkten voll daneben, wie sich herausstellen wird. Ebenso unser türkischer Freund Murat mit dem Traum-Haar.

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Europe Championship Rugby

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Georgien spielt gegen Germany

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Ganz oben links sieht man das Rugby-Ei

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v.l.n.r. Deutschland, Türkei und England ; die Gewinner des Wett-Einsatzes. Die Tor-Differenz beträgt 44 Punkte. Gratulation an das georgische Team und Respekt für die deutsche Mannschaft, welche nicht aufgegeben hat

Seit einiger Zeit hörten wir immer wieder Rascheln und Knuspern. Die Spuren unter der Spüle sind eindeutig – eine Maus. Was tun?! Eine der vielen, streunenden Katzen ins Haus holen?! Dann zusehen, wie das Mäuschen gejagt wird und die Katze nach getaner Arbeit wieder auf die Straße setzen?! Den Manager holen, damit er eine Falle aufstellt?! Er wird nicht lange fackeln und das „Problem“ beseitigen. Nein! Lieber besorgen wir selbst eine Lebendfalle. Mit Salami hatten wir Erfolg; aber was tun wir jetzt mit der süßen Maus. Tragischerweise schneit es zum ersten mal in Tbilisi und draußen ist es bitterkalt. Nachdem wir die Maus vor Katzen und Manager bewahrt haben, können wir sie jetzt nicht ihrem Schicksal überlassen. Ein Terrarium haben wir nicht. Wir beschließen die Tür der Falle zu öffnen und die Maus wieder frei zu lassen. Jetzt teilen wir unser Appartement mit Gästen, Tandem und einer Maus. Sie lebt ganz brav unter der Spüle und huscht nur selten durch’s Zimmer. Sie liebt Brot und Salami; Gemüse mag sie nicht!

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Unsere Hausmaus

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, dieser Stadt nach so langer Zeit Tschüss zu sagen. Eigentlich sind wir sicher, dass wir wiederkommen. Dann werden wir ein Gefühl haben, als ob wir nach Hause kommen.

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Danke Tamta für die gute Zeit und die super Ausflug-Touren

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Nachvamdis Freunde

Nachvamdis Tbilisi.

16 Gedanken zu “Georgien V – zum Abschied sagt man Nachvamdis

  1. Hallo Ihr lieben Radler,
    Eure Berichte sind bereichernd, Bild und Text eine Wonne. Ihr lasst uns Neugierigen schon dicht am Geschehen teilhaben. Vielen Dank dafür!
    ‚Kinners‘ wie die Zeit vergeht. Nach Ostern kommt schon Lasse’s Gegenbesuch seines Schüleraustausches aus Georgien. 2 Jungs aus Tiflis, denen zeige ich dann Eure Berichte, vielleicht erkennen sie ja nicht nur die Gebäude wieder?!
    Bleibt Gesund und Glücklich,
    Karin aus Oberursel

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    • Hallo Karin, das ist ja toll. Ein Schüleraustausch mit Georgien. Viele Grüße an Lasse uns seinen neuen Freund und Euch natürlich auch.

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  2. Es ist immer wieder sehr spannend, euren Blog zu lesen und eure Erlebnisse zu teilen. Bitte nicht aufhören 😉 auch wenn mir bei den Gedanken an den Iran etwas mulmig wird. Fühlt euch gedrückt

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    • Dankeschön. Wir reisen sicher, sicher weiter. Es hat mit unserer Rückmeldung gedauert, da wir 600 km in kurzer Zeit fahren mussten und kein Internet nutzen konnten. Bis denne dann.

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  3. Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen, wie ihr das mit der Maus geregelt habt, sie ist wirklich besonders hübsch und sieht auch gut genährt aus. Sie wird euch mindestens genauso vermissen, wie all die netten Leute, mit denen ihr den Winter in Tiblisi verbracht habt.

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    • Wir haben hier vieles lieb gewonnen: Maus, Wetter, Markt und Menschen. Aber manchmal vermissen wir auch die „alten“Pfade.

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  4. Glück auf! Dass mit den Pässen und Visa alles stimmt, nichts größeres als Mäuse euren Weg kreuzt und ihr Pianospieler außerhalb von Krankenhäusern genießen könnt!

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    • Danke und ja – ich bin gespannt auf die Iran Einreise. Hatte mir extra das fürchterliche Kopftuchfoto machen lassen und sie in haben es in meinem Visum nicht verwendet, sondern das Foto aus dem Reisepass kopiert. Außerdem eine ganz neue Referenznummer angefügt. Sehr spannend.

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  5. Hallo Ute und Koni,
    bald geht es weiter . Die vielen Eindrücke muss man doch festhalten, auch die Menschen, die man trifft.
    Ihr könnt dann doch ein Buch schreiben.
    Weiter so und viel Glück
    Gruss aus Bayern

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    • Du vermutest richtig. Die Blog-Beiträge bedeuten für uns so etwas, wie ein persönliches Erinnerungsalbum. So etwas Anspruchsvolles wie ein Buch wird daraus sicher nicht entstehen. Vielleicht ein kleiner Diaabend im Gemeindesaal ?!

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  6. Ich wusste es eigentlich vom ersten Tag unseres kennenlernens. Ihr habt nen Knall! Aber ich mag Euch. Ich wünsche Euch alles alles Gute und immer das Quentchen Glück das man zum weiterkommen benötigt.
    Werner Hohenwarter

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    • Was für eine gelungene Überraschung. Und so ein „netter“ Kommentar. Nachdem man sich gleich so gut verstanden hatte, können wir nur sagen, gleich und gleich gesellt sich gerne. Alles Gute – wir haben uns sehr gefreut.

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  7. Ihr Lieben, es ist immer eine große Freude, wenn ein neuer Bericht von Euch kommt. Ich komme aus dem Staunen und „mit Euch freuen“ kaum raus. Gute, gesegnete Weiterfahrt. Rosi und Stefan

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